NEWS

Nachhaltige Finanzlösungen für die Transformation – Erkenntnisse aus ausgewählten KlimFi-Projekten

Diese News teilen

Die nachhaltige Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft erfordert massive Investitionen – doch wie können wir sicherstellen, dass diese zielgerichtet und wirksam sind? Beim SFCP Kaminabend der vergangenen Wochen haben fünf Expert:innen aus der Wissenschaft,  zentrale Herausforderungen und Lösungsansätze mit Vertreter:innen aus Finanzwirtschaft und Politik diskutiert.


Wie können nachhaltige Finanzierungsmechanismen Kommunen, Unternehmen und Privathaushalte effektiv unterstützen? Hier sind fünf zentrale Erkenntnisse aus den Vorträgen:


1. Kommunale Investitionen nachhaltig gestalten (KlimKomInvest)


Kommunen spielen eine entscheidende Rolle in der grünen Transformation – von nachhaltiger Infrastruktur bis zur Energiewende. Die Green Asset Ratio und andere regulatorische Berichtspflichten, die auch für Banken maßgeblich werden, die im kommunalen Finanzierungsgeschäft aktiv sind, dürften zukünftig in Teilen an die Kommunen weitergegeben werden. Das stellt Kommunen jedoch vor große Herausforderungen:

  • Fehlende Standardisierung: Kommunen arbeiten oft mit unterschiedlichen Nachhaltigkeitsmetriken (z. B. SDGs vs. EU-Taxonomie), was Vergleiche erschwert.
  • Lösungsansatz: Ein einheitliches KPI-Set könnte die Nachweisführung erleichtern und den Zugang zu nachhaltigen Finanzierungen verbessern.
  • Besonders betroffen: Kleinere und mittlere Kommunen haben oft nicht die Ressourcen, um umfangreiche Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen – hier braucht es vereinfachte Prozesse durch Standardisierung und Digitalisierung sowie mehr Unterstützung.


2. Grüne Finanzinstrumente mit Impact – Wie können sie effektiver werden? (INTERACT)


Private Kapitalgeber sind ein wichtiger Hebel für nachhaltige Investitionen. Doch Unsicherheiten bei ESG-Ratings hemmen Investitionen:

  • Problem: Die starke Divergenz von ESG-Ratings führt dazu, dass Anleger:innen und Institutionen oft nicht wissen, welchen Bewertungen sie vertrauen können.
  • Lösungsansatz: Mehr Standardisierung und Transparenz sind nötig, um eine verlässliche Nachhaltigkeitsbewertung von Finanzprodukten zu ermöglichen.


3. Finanzintermediation & Impact – Wirkt Sustainable Finance in der Realwirtschaft? (OVERHANG)


Nachhaltige Anleihen und Kredite werden als Hebel für Transformation genutzt – aber wie groß ist ihr tatsächlicher Einfluss?

  • Erkenntnis: Banken, die grüne Anleihen ausgeben, finanzieren tatsächlich CO₂-reduzierende Projekte – ein positives Signal für nachhaltige Finanzierung.
  • Aber: Der erwartete „grüne Renditeverzicht” bleibt aus – nachhaltige Finanzierungen müssen ökonomisch attraktiv bleiben, um skaliert zu werden.
  • Ausblick: Es braucht gezieltere Anreize, um Finanzströme noch stärker in nachhaltige Projekte zu lenken.


4. Der Beitrag innovativer Sustainable Finance-Ansätze zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors (CREATE)


35 % der CO₂-Emissionen stammen aus Gebäuden – die Sanierungsraten bleibt jedoch zu niedrig.

  • Zentrale Hürden: Hohe Kosten, fehlende Daten und mangelnde Standardisierung von Nachhaltigkeitskriterien erschweren Investitionen.
  • Lösungsansätze:
    • ESG-Linked-Logik in Finanz- und Versicherungsprodukte integrieren – je größer die CO₂-Reduktion, desto günstiger die Finanzierung.
    • Datenverfügbarkeit verbessern – Digitale Gebäudeakten mit CO₂-Daten oder Datenbanken nach französischem oder flämischem Modell könnten Transparenz schaffen.
    • Akzeptanz erhöhen – Verbesserte, „Pain-Point-“ und nutzenorientierte Kommunikation gegenüber Bürger:innen und weiteren Stakeholdern.


5. Sustainable Finance braucht stärkere Einbindung der Zivilgesellschaft & Gewerkschaften (ClimFiSoc)


Viele NGOs und Gewerkschaften sehen Sustainable Finance bislang als Randthema. Dabei könnten sie eine Schlüsselrolle spielen, wenn das Rahmenwerk nachhaltiger Finanzierung grundsätzlich überarbeitet würde:

  • Problem: Bisher wird Sustainable Finance überwiegend aus der Perspektive der Finanzwirtschaft gedacht – soziale und politische Aspekte und Analysen kommen zu kurz.
  • Lösungsansatz: Mehr öffentliche Steuerung, mehr demokratische Beteiligung und klare politische Rahmenbedingungen sind notwendig, um Investitionen gezielt in nachhaltige Sektoren zu lenken.
  • Wichtig: Die Akzeptanz von Klimapolitik hängt stark von sozialer Gerechtigkeit und Mitsprache ab. Maßnahmen müssen so gestaltet sein, dass sie mehr Stakeholder einbeziehen und sozial verträglich werden.


Fazit: Finanzielle Steuerung muss effektiver und integrativer werden


Nachhaltige Finanzierung kann ein mächtiges Werkzeug für die Transformation sein – wenn sie gut gestaltet ist. Es braucht:

  • Standardisierte und transparente ESG-Kriterien
  • Vereinfachung von Nachhaltigkeitsnachweisen für Kommunen und kleinere Akteure
  • Gezielte Anreize für grüne Investitionen, insbesondere im Gebäudesektor
  • Eine stärkere Verzahnung mit sozialen und politischen Maßnahmen und Akteur:innen, um Akzeptanz und Wirksamkeit zu erhöhen


Wir danken allen Vortragenden für die spannenden Impulse!

General
Paper