Themen
Im Rahmen der Fördermaßnahme betrachten die Forschungsprojekte fünf Themenkomplexe tiefergehend. Die einzelnen Forschungsprojekte können sich sowohl auf einen einzelnen Themenkomplex fokussieren oder mehrere Themenkomplexe adressieren.
Impact Measurement
Warum ist Wirkungsmessung elementar, welche Herausforderungen existieren und welche innovativen Lösungsansätze stehen bereit?
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Transformation im Gebäudesektor
Wie kann die Finanzierung von Wohnungsneubau und -sanierung im Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel gebracht werden?
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Regulatorik
Welchen regulatorischen Rahmen braucht es, damit nachhaltige Geldanlagen ihre volle Wirkung in der realen Welt entfalten können?
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Klimawandel & Finanzsystem
Wie können Banken und Investor:innen dazu beitragen, das Pariser 1,5 Grad Ziel zu erreichen?
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Transparenz
Welche nachhaltige Geldanlage kann eigentlich was? Überblick in einem noch nicht ausdefinierten Markt.
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Themenschwerpunkte im Detail
Impact Measurement: Warum ist Wirkungsmessung elementar, welche Herausforderungen existieren und welche innovativen Lösungsansätze stehen bereit?
Für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens spielen Sustainable Investments eine wichtige Rolle. Insbesondere Impact Investments, deren Ziel es ist, neben einer finanziellen Rendite auch einen realwirtschaftlichen Beitrag zur Lösung sozialer und ökologischer Herausforderungen zu leisten, sind von großer Bedeutung. Bereits heute beträgt das Volumen der selbstdeklarierten Impact Assets in Deutschland 38,9 Milliarden Euro und wächst laut der Marktstudie 2022 der Bundesinitiative für Impact Investing (BIII) weiter stark an.*
Um Wirkung nachzuweisen, „Impact-Washing“ zu vermeiden und Kapital zielgerichtet einzusetzen, bedarf es einer belastbaren Wirkungsmessung. In der Praxis fällt es vielen Vermögensverwaltern jedoch schwer, die Wirkung ihrer Finanzprodukte offen zu legen. Dies liegt unter anderem an einer vielfältigen Landschaft von Methoden zur Wirkungsmessung sowie an einer sich erst entwickelnden Regulierung.
Aber auch die Wissenschaft hat einige wesentliche Fragen der Wirkungsmessung noch nicht fundiert beantwortet: Ab welchem Effekt kann von Wirkung gesprochen werden? Wie lange müssen Wirkungseffekte anhalten, um nachhaltig zu sein? Können positive und negative Wirkungseffekte gegeneinander aufgerechnet werden? Und wenn ja, wie kann dies geschehen?
Der Themenschwerpunkt soll daher Beiträge und innovative Lösungsansätze zur Beantwortung dieser Fragen liefern.
Transformation Im Gebäudesektor: Wie kann die Finanzierung von Wohnungsneubau und -sanierung im Einklang mit dem 1,5 Grad Ziel gebracht werden?
Gebäude sind innerhalb der Europäischen Union (EU) für 40 % der CO2-Emissionen verantwortlich. Der größte Hebel ist die Sanierung der vorhandenen Gebäude. Die Sanierungsraten im Gebäudebestand liegen mit 1 % p. a. deutlich unter den ca. 2-4 %, die notwendig wären, um die Klimaziele des Pariser Abkommens sowie der EU und der Bundesregierung zu erreichen.
Daher sollen im Rahmen des Themenschwerpunkts mögliche Anreize, Produkte und Vertriebswege erforscht und diskutiert werden, die es dem Finanzmarkt ermöglichen, die Hemmnisse auf Seiten der Gebäudeeigentümer:innen zur Sanierung abzubauen und den Gebäudebestand zu transformieren.
Im Schwerpunktthema sollen Daten zur Finanzsituation und Investitionsbereitschaft von privaten Gebäudeeigentümer:innen gesammelt und analysiert werden. Auf Grundlage von Dialogen mit den betroffenen Stakeholdergruppen sollen innovative Finanz- und Versicherungsprodukte mit einem möglichst hohen Dekarbonisierungspotenzial entwickelt werden. Außerdem soll die EU-Taxonomie und die benötigten Daten dazu im Mittelpunkt stehen. Die EU-Taxonomie-Verordnung definiert einen Rahmen, um nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten innerhalb der EU zu klassifizieren. Zuvor existierte keine allgemeingültige Definition von grüner, nachhaltiger oder umweltfreundlicher Tätigkeit.*
Regulatorik: Welchen regulatorischen Rahmen braucht es, damit Unternehmen nachhaltiger Wirtschaften und nachhaltige Geldanlagen ihre volle Wirkung in der realen Welt entfalten können?
Die Europäische Beratungsgruppe zur Rechnungslegung (European Financial Reporting Advisory Group, EFRAG) arbeitet an einheitlichen EU-Nachhaltigkeitsberichterstattungsstandards, die aktuell zwölf sektorübergreifende Standards zum Thema Umwelt, Soziales und Unternehmensführung behandeln. Verpflichtend werden diese für große kapitalmarktorientierte Unternehmen für Geschäftsjahre beginnend ab dem 01.01.2024. Andere große Unternehmen folgen dieser regulatorischen Verpflichtung für Geschäftsjahre ab dem 01.01.2025 und börsennotierte kleine sowie mittelständische Unternehmen sind ab dem 01.01.2026 betroffen. Die Berichterstattung schließt künftig ca. 150 nicht-finanzielle Kennzahlen ein. Die Zahl der ersten betroffenen Unternehmen wird künftig von ca. 11.700 auf 50.000* ansteigen.
Neben regulatorischem Druck für Unternehmen in der EU intensiviert sich auch die Diskussion einer globalen Nachhaltigkeitsberichterstattung. Das International Sustainability Standards Board (ISSB), Teil der International Financial Reporting Standards (IFRS) Foundation, entwickelt Standards für eine internationale nicht-finanzielle Berichterstattung. Im Vergleich zu der europäischen Entwicklung umfassen die Standards des ISSB erst zwei Ausführungen, welche sich auf grundsätzliches Reporting sowie klimarelevante Informationen beziehen.
Die vorangegangenen Informationen zeigen, dass die Diskussion und Entwicklung rund um Regulatorik für nicht-finanzieller Berichterstattung auf europäischer sowie globaler Ebene stark voranschreitet. Unternehmen sowie Stakeholder:innen aus Politik, Gesellschaft und Finanzen sollten diese Ausbreitung zukünftig stärker verfolgen und in Entscheidungen beachten.
Auch Investment-Unternehmen und im europäischen Finanzmarkt gehandelte Finanzprodukte müssen sich an Regulierungen halten. Im März 2021 ist die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) in Kraft getreten. Diese Verordnung enthält Regeln für Finanzmarktteilnehmer:innen die Transparenz in Bezug auf die Integration von Nachhaltigkeitsrisiken und die Berücksichtigung von negativen Nachhaltigkeitsauswirkungen in ihren Finanzprodukten offenzulegen.
Im Rahmen von Nachhaltigkeitsregulatorik gibt es trotz der voranschreitenden Entwicklung Diskussionsbedarf und bestehende Kritik. Es entsteht die Frage, was es an Regulatorik benötigt, damit Nachhaltigkeit als fester Bestandteil im unternehmerischen und finanziellen Markt betrachtet wird.
*European Parliament (2022) Sustainable economy: Parliament adopts new reporting rules for multinationals.
Klimawandel & Finanzsystem: Wie können Banken und Investor:innen dazu beitragen, das Pariser 1,5 Grad Ziel zu erreichen?
Eine globale Dekarbonisierung der Wirtschaft und aller Lebensbereiche ist die Grundlage, um die globale Erwärmung möglichst begrenzt zu halten und die Pariser Klimaziele zu erreichen.
Allein in Deutschland müssten Studien zufolge bis 2045 insgesamt 5 Billionen Euro investiert werden, um dieses Ziel zu erreichen, bzw. ca. 190 Milliarden Euro jährlich. Der überwiegende Anteil davon sind private Investitionen, der Finanzmarkt besitzt somit eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung dieser Mittel.
Daher sollen im Rahmen des Themenschwerpunkts mögliche Strategien, Anreize, Produkte und Vertriebswege erforscht und diskutiert werden, die es dem Finanzmarkt ermöglichen, diese Rolle zu erfüllen. Im Mittelpunkt des Schwerpunkts steht die Transformation von Sektoren und Unternehmen, die bislang nicht mit den Klimazielen im Einklang stehen. Dafür wird die Ausgestaltung von Labels für die Transition ebenso erforscht wie die Seite der Kleinanleger:innen, deren Kapital in nachhaltige Aktivitäten fließen soll.
Transparenz: Welche nachhaltige Geldanlage kann eigentlich was? Überblick in einem noch nicht ausdefinierten Markt
Nachhaltige Geldanlagen sind bei Privatanleger:innen auf dem Weg zum Mainstream und bei institutionellen Investoren schon etabliert. Laut des Branchenverbands Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) kommen die nachhaltigen Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds 2022 auf einen Anteil von 9,4 % am deutschen Gesamtfondsmarkt. Berechnet man den Anteil nachhaltiger Publikumsfonds an der Gesamtsumme der Publikumsfonds, so erreichen nachhaltige Publikumsfonds einen Marktanteil von 16,7 %*.
Dennoch ist das Wissen über nachhaltige Geldanlagen, ihre Unterschiede und jeweiligen Stärken noch relativ gering. Weder bei allen potenziellen Anbietern noch bei allen möglichen Verbraucher:innen herrscht Klarheit darüber, welche nachhaltigen Produkte im Finanzbereich für welche Eigenschaften stehen. Ein Weg, dies zu beheben, ist die Erhöhung der Transparenz der Produkte und aller investierten Anlageobjekte. Im Themenschwerpunkt werden bspw. Nachhaltigkeitslabels für Finanzprodukte oder die ESG-Präferenzen von Kleinanleger:innen und wiederum deren Auswirkungen auf andere Akteure und Handlungsfelder untersucht.